Letzten Sommer gab es viele Veränderungen: Wir sind umgezogen, der Große ist aufs Gymnasium gewechselt und die kleine Maus wurde geboren. Wir mussten uns bezüglich der neuen Wohnung mit vielen Problemen auseinander setzen und viele ungewohnte Aufgaben bewältigen. Die Probleme mit der Wohnung konnten wir alle größtenteils gut bewältigen und auch wenn ich anfangs viele Sorgen hatte und dachte, dass mir der Wechsel vom Wohnort (wenn auch nur ein paar Querstraßen weiter) schwerfallen würde, so war dies nicht der Fall. Ich hatte also mal wieder Angst vor einer Veränderung, die nicht begründet war.
Ganz anders war für mich der erste Tag vom Großen am Gymnasium, es war für mich eine Achterbahn der Gefühle. Es gab eine Art Einschulung mit ein paar Ansprachen und danach wurden die Klassen aufgerufen. Anschließend liefen die Kinder noch ca. 1h in ihrem Klassenverband in der Schule rum und wir Eltern haben gewartet. Als ich ihn im neuen Klassenverband gesehen habe, kam gleich meine Angst vor neuen Situationen hoch. In eine Gruppe fremder Menschen geworfen zu werden ist wirklich nicht mein Ding. Und so litt ich mit ihm, während er schweigend und “isoliert” in der Gruppe mit lief. Leider gibt es in seiner Klasse viele Gruppen die sich bereits kennen und seine zwei Freunde sind in die Parallelklasse gekommen.
In solchen Situationen kommt mein inneres Ich zum Vorschein. Ich kann mich eigentlich ganz gut in neue Gruppen integrieren, habe aber anfangs immer sehr viel Respekt vor solchen Situationen und das konnte man dem Großen auch anmerken. Als Eltern darf man sich so etwas jedoch nicht anmerken lassen und auch wenn ich mit ihm gelitten habe, so ist es doch meine Aufgabe als Mama ihn positiv zu unterstützen und zu stärken. In ruhigen Momenten könnte ich selbst weinen und es nimmt mich vermutlich mehr mit als ihn.
Ich habe schon sehr oft in meinem Leben gemerkt, dass ich Veränderungen versuche so gut es geht zu vermeiden. Ich habe Angst vor Neuem, denn man geht ein unbekanntes Risiko ein. Lieber leide ich unter der aktuellen Situation, als in eine neue unbekannte zu starten. Die Angst dient in diesem Sinne als Schutz vor Enttäuschung oder Verletzung. Es ist die Verlustangst, die mich vor Veränderungen abhält. Ich habe lieber Angst, einen schlechten Job zu verlieren, als die Chance auf einen guten Job zu verpassen. Genau das Gleiche gilt auch bei Freundschaften,… Natürlich sollte man nicht immer gleich alles wegwerfen, wie sollte sonst eine lange Beziehung entstehen, aber man sollte auch das Leid im Leben minimieren.
Schluss also mit dem “Ja schon, ABER…”, denn es finden sich immer Gründe die gegen eine Veränderung sprechen. In diesem Fall sollte man sich einfach das Schlimmste ausmalen, dass bei der anstehenden Veränderung passieren würde. Aber nicht nur die negativen Seiten beleuchten, sondern das Szenario zu Ende denken und vielleicht auch das ein oder andere Positive entdecken, das meist vergessen / übersehen wird.
Veränderungen brauchen Kraft, die uns meist in solchen Situationen fehlt, doch die Ursachen dafür liegt im Pessimismus und an der aktuellen, schlechten Lebenssituation. Statt also immer nur das Schlimmste zu betrachten und das Schlimmste für die Zukunft an zu nehmen, sollten wir uns mehr das Positive im Leben bewusst machen. Dabei entsteht die Frage, was ist gerade an meinem Leben negativ und wie kann ich es in etwas positives umwandeln. Vielleicht hilft an dieser Stelle auch ein Gespräch mit einer vertrauten Person. Auch hier heißt es: ZUHÖREN. Nicht gleich alles was die Person sagt, abschmettern (ich spreche aus Erfahrung). Freunde und Bekannte können unsere Situation aus einem anderen Blickwinkel wahrnehmen und vielleicht können wir daraus noch etwas lernen.
Zum Schluss sollte man natürlich nicht den Mut vergessen, den man zu Verändern von Situationen benötigt. Versucht Dinge nicht allein durch zu stehen, sondern mit geliebten Menschen an eurer Seite. Lasst euch positiv bestärken und geht Veränderungen in kleinen Schritten an, Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.
All diese Punkte versuche ich meinen Kindern mitzugeben, dass sie erst garnicht in solche Situationen kommen, weil sie von vornherein wissen, dass Leben auch Veränderung bedeutet. Und auch wenn es mir noch so schwer fällt anders zu denken, wird es meinem Kind nicht helfen, wenn ich mit weine. Nein, in solchen Situationen bin ich die liebende / starke Mutter, die ihrem Kind Beiseite steht und es positiv bestärkt und das Gleiche muss ich mit mir selbst machen. Wenn ich sehe, wie andere Menschen ihr Leben riskieren um dem Negativen in ihrem Leben zu entfliehen, wird einem schnell bewusst, wie gut es einem geht und wie klein und lächerlich manche Probleme sind.
Wie ist das bei euch? Wie geht ihr mit Veränderungen um? Habt ihr auch manchmal Angst etwas im Leben zu verändern und bleibt lieber beim Gewohnten, auch wenn es schlecht ist?
Liebe Grüße
Fotocredit: Unsplash
2 Kommentare
Das ist ein sehr schöner Beitrag, der zeigt, dass es doch Gleichgesinnte gibt. 😀 Veränderungen können positiv und negativ sein, sind in der Regel aber niemals einfach. Ich sehe sie als Chance, auch wenn ich mitunter Angst vor Veränderungen habe. Zugleich mag ich jedoch Herausforderungen und bin umso mehr stolz, wenn ich etwas gemeistert habe. Ich hoffe, dass dein Beitrag vielen Menschen Mut und Kraft gibt, denn du hast das sehr schön geschrieben. Und selbst, wenn wir einmal scheitern, bedeutet das nicht, dass wir nicht erfolgreich waren. Immerhin haben wir jede Menge Erfahrungen gesammelt. 🙂
Liebst Elisabeth-Amalie von Im Blick zurück entstehen die Dinge
Ach das spricht mir aus der Seele. Ich finde es schwierig, den Grad zwischen meiner Abenteuerlust und meiner Sehnsucht nach Sicherheit und Konstanz zu treffen. Interessanter Weise wird mir im Leben oft “langweilig” und dann stürze ich mich in ein neues Projekt – Sport, einen Umzug, ein Auslandsjahr – das dann immer verbunden mit all den Ängsten der Veränderung und des Unbekannten ist. Aber auf der anderen Seite genieße ich es ungemein, wenn ich eine ruhige Phase im Leben habe, in der alles gewohnt und geregelt ist. Wie ein Pendel wirft es mich von Phase zu Phase.